Geschichte

Rudolf Schmidt mit seinen Enkeln Horst und Gert im Metzengraben

Die Schmidt's sind laut Kirchenchronik seit Anno 1600 in Wörsdorf als Landwirte ansässig. Aber es waren nicht nur Landwirte, sondern auch Berufe wie Gastwirt, Zimmermann, Wagner und Sattler. Da kommt auch der  heute noch bekannte Name Soller oder Sollersch her.

 

Der Landwirtschaftsbetrieb der jüngeren Geschichte hat seine Wurzeln im 1850 erbauten Pariser Hof in Wörsdorf. 1919 erwarb Rudolf Schmidt den Hof in der Wallbacher Straße. In Folge des verlorenen 1.Weltkriegs benannte Rudolf Schmidt den Hof von "Pariser Hof" in "Nassauer Hof" um. Von 1920 bis 1940 wurde der Nassauer Hof neben der Land- und Gastwirtschaft für Kleinkunstaufführungen, das Vereinsleben, Dorfveranstaltungen, als Kino, Theater und Ähnliches genutzt. Allerdings wurde der Name Nassauer Hof in diesen Jahren nicht in der Breite angenommen - wenn man in dieser Zeit in den Nassauer Hof ging hieß es " Wir gehn in Sollerschs".

 

Die Landwirtschaft umfasste dieser Tage immer auch Viehhaltung, angefangen von Hühnern und Schweinen, der Bullenmast und Milchviehhaltung bis hin zum Ackerbau. Damals wurden Kulturen angebaut wie Weizen, Gerste, Roggen, Hafer, Futterrüben, Kartoffeln, Klee und Silomais. Der Klee wurde dabei als Untersaat in Gerste und Hafer angebaut und im Herbst nach der Getreideernte als Viehfutter geborgen.

 

Gert Schmidt beim Ackern mit den Normag

Im Schweinestall war Platz für 30 Sauen, zusätzlich waren die zwei „Gemeindewätz“ im Nassauer Hof untergebracht. Auf dem Feld dienten Pferde und Ochsen dem Zug des Pfluges und der Saategge. 1933 wurde der erste Traktor angeschafft, ein 11er Deutz, der aber bereits 1938 gegen einen stärkeren Miag mit 20 PS ausgewechselt wurde, was damals als Sensation galt.  Der Schlepper wurde in dieser Zeit zum Ackern und Eggen genutzt, die Saat erfolgte noch mit einem Pferdegespann. Der Miag wurde 1944 von der Wehrmacht eingezogen und war verschwunden, so dass wieder auf Ochs- und Pferdeanspannung zurückgegriffen werden musste.

 

Als Rudi 1946 aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft heimkehrte wollte er zuerst nach seinem Miag schauen – der nun nicht mehr da war – gewieft wie Rudi war, reiste er sämtliche Förster im Nassauer Land ab, da er den Traktor im Wald vermutete – vergeblich, der Miag tauchte nie wieder auf. Zur Währungsreform 1948 wurde dann ein Normag mit 20 PS angeschafft, dieser hatte zwar schon Einzelradbremse und Differenzialsperre, aber keinen Anlasser, so dass  er noch mit einer großen Kurbel angedreht werden musste.

 

1948 wurde außerdem eine Dreschmaschine angeschafft, die zweite im Ort nach der von Adolf Ullius – von da ab ließen sich etwa die Hälfte der Wörsdorfer  Bauern vom Nassauer Hof Dreschen – es herrschte nun Konkurrenzkampf.  Das Dreschen begann im Oktober und dauerte den ganzen Winter über an, angefangen wurde morgens um 6 und aufgehört abends um 8 Uhr. Schon im Jahr 1952 wurde mit dem Anbau von Zuckerrüben begonnen. 1955 war dann die letzte Ernte mit dem Mähbinder.

Lanz Mähdrescher im Drescherschuppen im Metzengraben

 

Zur Ernte 1956 hatte Rudi den ersten Mähdrescher gekauft, einen Lanz, zeitgleich mit Adolf Ullius, sodass schon 1956 zwei Mähdrescher in Wörsdorf gedroschen haben. Rudi's Sohn Gert begann dann direkt mit dem Lohndrusch in Vororten von Frankfurt, wie Hattersheim, Weilbach und Bierstadt um die Vorsaison und damit den Mähdrescher besser auzunutzen. Doch die Wörsdorfer Bauern wollten nicht so lange auf Gert warten und so wurde dann ein zweiter Mähdrescher angeschafft, mit dem Walter Volkmar die Wörsdorfer Bauern bei der Stange halten konnte. 1960 wurde dann der erste Claas Mähdrescher der Serie SF angeschafft - der Lanz war nicht mehr zeitgemäß und dennoch musste das Getreide noch abgesackt werden, da es noch keine Ablademöglichkeit für loses Geteide gab. 1964 wurde mit dem Anbau von Raps begonnen. Dieser wurde mit dem alten Mähbinder auf Schwad gelegt, da die Abreife der damaligen Sorten zu ungleichmägßig war, um später mit dem Mähdrescher aufgenommen und ausgedroschen zu werden.

Bullenstall in den 1960er Jahren

 

Im Jahr 1966 übenahm Gert von seinem Vater Rudi, den landwirtschaftlichen Betrieb und siedelte aus der Ortsmitte mit der Viehhaltung in den neu erbauten Bullenstall, hinter dem Haus seiner Schwiegereltern in die Reichenberger Straße aus. Die Scheune des Nassauer Hof's dient aber weiter als Getreidelager. Nach einer Reihe sehr nasser Ernten in den 1970'er Jahren wurde das Getreidelager in der alten Scheuer 1978 noch um eine Getreidetrocknung erweitert. Abgeladen wurde auf der Tenne in einen Sumpf, der die Trocknung mit einem Elevator beschickte, heute ist dort Tanzfläche und Bühne der Disco. Entleert wurde die Trocknung in zwei Silos, die nur 80 to fassten. Ausgelagert wurde über eine Schnecke auf Anhänger, die im Metzengraben standen.

 

1983 übernimmt Achim Schmidt die Gastwirtschaft von Oma Josefa. In den Folgejahren wird aus dem Nassauer Hof ein florierendes Veranstaltungszentrum in Wörsdorf. Die beengte Ortslage und der Strukturwandel bewegen Gert Ende der 1980'er auch das Getreidelager mit Trocknung auszusiedeln.

Die neue Feldscheune im Itzbachweg um 1990

Im Jahr 1989 wird die alte Scheune geräumt und das Getreidelager in die dazu neu errichtete Mehrzweckhalle im Itzbachweg verlagert. Gert führt den Betrieb gemeinsam mit seiner Frau Erika und die Jahre gehen ins Land. Als viertes Kind wächst Sohn Ralf heran und übernimmt 2002 den elterlichen Betrieb. Im Jahre 2003 wird erstmals das Kreiserntedankfest auf dem Betrieb der Familie Schmidt veranstaltet. 

 

Im Jahr 2004 beginnt Ralf die Zusammenarbeit mit Karl-Erhard Frankenbach und die zwei Betriebe werden von nun an gemeinschaftlich bewirtschaftet. In diesem Zuge wird die Getreidehalle im Itzbachweg um Lagerraum, Werkstatt und Maschinenhalle erweitert. Im Jahr 2010 baut Ralf sein Wohnhaus mit Büro in den Itzbachweg, um die betrieblichen Abläufe zu otimieren. Im gleichen Jahr werden auf den Hallendächern Photovoltaikanlagen installiert. Der landwirtschaftliche Betrieb trägt nun wieder aktiv den Namen "Nassauer Hof", den Urgroßvater Rudolf schon 1920 ausgewählt hatte. 2015 wird das Kreiserntedankfest zum zweiten Mal in Verbindung mit einem Hoffest auf dem Betrieb von Ralf Schmidt und seiner Familie ausgerichtet.     

Der Hof im Jahr 2012
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© Nassauer Hof, Ralf Schmidt